Bergbauvorschule "Biergschoul"
Rëmeleng - Rümelingen - Rumelange





Familienchronik und Ereignisse Quellennachweis




Rümelingen Bergbauvorschule  1909 - 1933




Die Rümelinger Bergbauvorschule, ein kurzer Überblick, erschienen im LW vom 18.7.1967

Rümelingen.  Aus der Schulchronik.

Noch vor 6 Jahrzehnten war Rümelingen eine Ortschaft, die auf allen Gebieten resolut nach oben strebte. Besonders bedeutsam war damals u.a. die ständige Aufwärtsentwicklung und der umfassende Ausbau des lokalen Bildungswesens. So wurde 1909 in der jungen Stadt, unter der Bezeichnung „Bergbauvorschule“, eine Fortbildungsmöglichkeit für angehende Bergleute geschaffen, wie sie zweckdienlicher nicht hätte eingerichtet werden können. Hauptziel dieser Schule war, genügend vorbereitete Werkmeister und Beamte für die Minenbetriebe heranzubilden. Die Stadtverwaltung sorgte für Lokal, Heizung und Beleuchtung. Ferner übernahm die Gemeindekasse noch ein Drittel der Nettokosten. Die Restsumme wurde zu gleichen Teilen vom Staat und von den einheimischen Minenbetrieben bestritten. Der zweijährige Lehrgang der Bergbauvorschule (kurz „Biergschoul“ genannt) begriff wöchentlich 9 Unterrichtsstunden, die gewöhnlich abends zwischen 6 und 8 Uhr stattfanden. Folgende Fächer wurden gelehrt: Deutsch und Französisch (nur im Wintersemester), Rechnen, Mechanik, Lagerstättenlehre, Bergbaukunde, Zeichnen, Physik, Rettungswesen und Hilfeleistung bei Unglücksfällen. (letzteres nur im Sommersemester). Voraussetzung zum Eintritt in die Bergbauvorschule war die Vollendung des 16. Lebensjahres. Des weiteren mußte der Schüler eine genau umrissene Aufnahmeprüfung bestehen, doch konnte das Abschlußzeugnis der Rümelinger Oberprimärschule (8. und 9. Schuljahr) von diesem Examen entbinden. Die Schüler hatten täglich eine volle Arbeitsschicht im Grubenbetrieb zu verfahren. Über ihre Beschäftigung auf der Grube wurde ein Tagebuch geführt, welches allmonatlich vom Betriebsführer mit einem Vermerk über Fleiß, Führung und Anstelligkeit des Schülers bei der Grubenarbeit zu versehen war. Das Tagebuch wurde am Schluß eines jeden Semesters dem mit dem bergtechnischen Unterricht betrauten Lehrer vorgelegt. Den Noten des Schülertagebuches mußte, bei Ausstellung des Abgangszeugnisses der Bergbauvorschule, Rechnung getragen werden. Der Kursusteilnehmer entrichtete ein Schulgeld im Betrage von 5 Franken pro Semester an den Gemeindeeinnehmer. Dieses Minerval sollte zur Deckung der Kosten für einen wissenschaftlichen Schülerausgang dienen. Die ersten Kursusleiter der Rümelinger Bergbauvorschule waren die H.H. Wolff, Oberprimärlehrer, Schnadt, Zeichner und Martzen, Minenaufseher. Später waren u.a. auch Oberprimärlehrer Reuland und Lehrer Pletschette mit Kursen betraut. Die Überwachungskommission bestand aus 2 Vertreter der Regierung, 2 Delegierten der Grubenbetriebe, die meist unter den ortsansässigen Betriebsführern ausgewählt wurden, sowie dem Bürgermeister der Stadt Rümelingen oder seinem Vertreter. Schüler, welche das gemeinsame Abgangsexamen der Bergbauvorschulen Esch, Rümelingen und Petingen bestanden hatten, war der Besuch der eigentlichen Bergbauschule in der Minettemetropole ermöglicht, welche die Laufbahn vom Grubensteiger über den Obersteiger bis zum Betriebsführer eröffnen konnte. Die Wirtschaftskrise, anfangs der dreißiger Jahre, versetzte der Rümelinger Bergbauschule den Todesstoß. In der Sitzung vom 29. Dezember 1933 beschloß der Gemeinderat, wegen ungenügender Schülerzahl auf die Organisation der Bergbauvorschule zu verzichten. Damit war das Schicksal dieser wertvollen örtlichen Bildungsmöglichkeit besiegelt. Über einen unrühmlichen Wiederbelebungsversuch auf lokaler Ebene durch die deutschen Eindringlinge, während des letzten Weltkrieges, sei der Mantel der Vergessenheit gebreitet.
LW 18.7.1967



1908
Rümelingen, 8. Dez.
Die Regierung beabsichtigt, in Esch a.d.Alz. eine Bergbauschule, nach dem Muster jener von Diedenhofen, zu gründen und hier in Rümelingen schon zu Anfang des nächsten Jahres eine Bergbauvorschule zu errichten.
Diese Vorschule kommt unter die direkte Verwaltung einer Kommission zu stehen, welche aus zwei Vertretern der Regierung, einem Delegierten der Stadt Rümelingen und zwei Vertreter der Grubenbetriebe bestehen wird.
Die drei Faktoren, Staat, Stadt und die beteiligten Industriellen sollen diese Schule gemeinschaftlich gründen und zu deren Betriebskosten beitragen. Die Entschädigung an zwei Lehrer, sowie die Ausgaben für Lehrmittel wären zu Lasten des Grubenbetriebes von Rümelingen und Umgegend im Verhältnis der Belegschaften, während der Staat für die Entschädigung des Lehrers der Bergbaukunde aufkommen, und die Stadtverwaltung die Schullokalitäten sowie Heizung und Beleuchtung tragen wird.
Der provisorisch festgesetzte Lehrplan  begreift: Deutsche Sprache, Rechnen, Geometrie, Algebra, Bergbaukunde, Mechanik und Maschinenkunde, Zeichnen, Physik und erste Hilfeleistung bei Unglücksfällen.
Zur Aufnahme ist das 16. Lebenjahr, sowie das befriedigende Ergebnis einer Aufnahmeprüfung erfordert. Die Kurse werden zwei Jahre und zwar 14 Stunden  wöchentlich an den Nachmittagen beanspruchen.
Zur Besprechung dieser Angelegenheit hat das hiesige Schöffenkollegium eine Versammlung der Interessenten auf nächsten Dienstag, den 15. Dezember, um 3 Uhr nachmittags einberufen. Ebenso sind auch schon einige Persönlichkeiten, zwecks Besetzung der Lehrstellen in Betracht genommen. So die Herren Martzen, Minenaufseher, Schnadt Wilhelm, Zeichner und Wolf Leo, Oberprimärlehrer, alle drei von hier. Wir wünschen dem Unternehmen einen glücklichen Erfolg.
LW 9.12.1908



1909
Rümelingen, 26. August.
Gestern war die Kommission, welche mit der Gründung einer Bergbauvorschule in der Stadt Rümelingen beauftragt ist, hier in einem der Säle des Stadthauses versammelt. Diese Schule soll nunmehr, wie bestimmt verlautet, im Laufe des Monats Oktober eröffnet werden.
OMZ 27.8.1909



1910
Rümelingen, 23. April.
Unsere Bergbauvorschule wird von 16 Schülern besucht, der kaufmännische Kursus von nahezu 40, so daß eine Teilung in 2 Klassen wohl angezeigt sein dürfte.
LW 23.4.1910



1913
Am Dienstag fand in der Industrieschule zu Esch a.d. Alz. das Aufnahmeexamen für die Bergschule statt, deren erster Kursus eben die Anstalt verlassen hat. Zur Aufnahme hatten sich 11 Schüler der Bergbauvorschule von Rümelingen und 11 der Vorschule von Petingen gemeldet. Sämtliche Schüler von Rümelingen haben die Prüfung bestanden, während die Mehrzahl der Petinger Schüler sich einer mündlichen Nachprüfung unterziehen mußten.
LZ 17.8.1913

Rümelingen, 17. Okt.
Vor kurzem fand die Aufnahmeprüfung zur hiesigen Bergbauvorschule statt, zu welcher sich 24 Schüler meldeten. Dieser verhältnismäßig große Andrang läßt sich dadurch erklären, daß die Zöglinge Aussicht auf gut besoldete Stellen im Bergbau haben, nachdem sie die Bergbauschule in Esch während zweier Jahren besucht und dort das Steigerexamen abgelegt haben.
Der Landwirt 18.10.1913



1914
Rümelingen, 7. April.
Der Tod hält zur Zeit hier reiche Beute und trifft anscheinend mit Vorliebe dahin, wo er am empfindlichsten wirken kann. Kaum sind die Trauerklänge um den in der Blüte der Jahre hingeschiedenen Apotheker Hrn. Karl Schroell verstummt, so heben sie erneut an, diesmal um den Tod des 27jährigen Grubensteigers Hrn. Johann Gustav Weinandt zu beklagen. Weinandt absolvierte im vorigen Sommer die Bergbauschule von Esch mit der Note „Recht gut“, nachdem er bereits vor 3 Jahren ebenfalls mit glänzendem Erfolg die Rümelinger Bergbauvorschule absolviert hatte. Außer diesen Diplomen standen ihm die besten Zeugnisse zur Verfügung, die ihm binnen Kurzem seine Anstellung sichern sollten. Doch es kam anders. Am Samstag morgen wurde er in der Grube der Gewerkschaft Öttingen III, von niederstürzendem Gestein getroffen und tot zu Boden gestreckt. Die Beerdigungsfeierlichkeiten fanden am Montag morgen zu Rümelingen statt. Außer der gesamten Bürgerschaft beteiligten sich an der Trauerfeier das Feuerwehrkorps, der Junggesellenverein, die städtische Harmonie-Musikgesellschaft, der Arbeiterverein, der Öttinger Bergmannsverein. Am offenen Grabe widmete Herr Betriebsführer Klotz von Öttingen dem so tragisch Dahingeschiedenen einen tiefempfundenen Nachruf.

Anmerkung des Chronisten.   Obwohl der Rümelinger Johann Gustav Weinandt in einer französischen Eisenerzmine (Ottange 3) ums Leben kam, seine Sterbeurkunde (Nr 15 vom 14.4.1914) wurde von der französischen Gemeinde Ottange ausgestellt, finden wir seinen Namen zu Kayl am Monument national des Mineurs eingraviert auf einer Schiefertafel unter der Ortschaft Rümelingen wieder.
LZ 8.4.1914



1915
Rümelingen, 22. Juli.
Am Samstag machte die hiesige Berbauschule in Begleitung ihres Lehrpersonals einen Ausflug nach Martelingen. Die Schiefergrube von Martelingen bietet des Interessanten recht viel. Der Ausflug wird den Schülern der Bergbauschule noch lange unvergessen sein. Die Escher Bergbauvorschule machte an eben dem Tage ihren Ausflug ebenfalls nach Martelingen.
OMZ 23.7.1915



1917
Rümelingen.  Bergbauvorschule.
Unsere Bergbauvorschule wird im laufenden Schuljahr von 20 Schülern besucht. Die Zahl der Schüler nimmt sozusagen beständig zu und beweist die Lebensfähigkeit dieser nützlichen Einrichtung, die bereits manchen unserer Söhne zu einer einträglichen Lebensstellung verholfen hat. In die Bergbauschule in Esch traten 10 Schüler ein.
T 25.10.1917



1919
Gemeinderats-Verhandlungen.
Rümelingen, 16. Juli. Bericht über die Stadtratssitzung vom 15. Juli.
Art.11: Hr Reuland wird zum Zeichenlehrer der Bergbauvorschule ernannt. (Anmerkung, der vorherige Zeichenlehrer, Hr. Wilhelm Schnadt verstarb am 23.4.1919)
LW 17.7.1919



1932
Esch a.d. Alzette, 27. Dez.
Die Escher Bergbauvorschule hat zu bestehen aufgehört. Der einzige Schüler, der noch durchgehalten hatte, besucht z.Z. die Bergbauvorschule zu Rümelingen. Die Tatsache, daß noch viele Absolventen früherer Kurse ohne Anstellung als Steiger sind, wirkte derart abschreckend auf die Interessenten, daß vorderhand der Nachwuchs „die Klöppel bei die Trommel“ gelegt hat.
OMZ 27.12.1932






1957
Vom Schulleben.
…1909 begannen die Kurse an der Bergbauvorschule, deren Zöglinge als Steiger oder Geometer verantwortungsvolle Posten im Bergbau bekleiden; diese Vorbereitungskurse wurden vor Jahren abgeschafft….
LW 3.8.1957
1964
Rümelinger Schulinitiativen.
Ein bedeutender Rümelinger Schulmann und Pädagoge schrieb einmal folgenden lapidaren Satz über das Schulwesen der Stadt am roten Felsen: „In schulischer Hinsicht ist Rümelingen nie bahnbrechend gewesen“. Beim Durchblättern der Rümelinger Schulchronik merken wir tatsächlich, daß die Stadt in Schulfragen eher zögerlich dem Fortschritt folgte. Abgesehen von der Gründung der beiden Oberprimärschulen in den Jahren 1900 und 1907, ist als einzige bemerkenswerte Initiative in der lokalen Schulgeschichte wohl nur die Schaffung der Bergbauvorschule (1909) zu erwähnen. Doch scheinen die Protagonisten des letztgenannten Bildungsganges nicht so sehr aus dem Kreis der Stadtverwaltung zu stammen, aber viel eher aus den lokalen Berg- und Hüttenbetrieben. Ansonsten blieb Rümelingen, was die Erziehungs- und Bildungsprobleme anbelangt jahrzehntelang schön brav in den ausgetretenen Pfaden der konventionellen Schulsysteme und scheute sozusagen vor jeder Neuerung zurück…..
Die Bergbauvorschule war in den 30er Jahren ebenfalls sang- und klanglos untergegangen….
LW 3.10.1964














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