Arbeiterwohl, Esch/Alzette
Am 2. Juni 1930 wurde in Esch/Alzette die Aktiengesellschaft "Arbeiterwohl" ins Leben gerufen. Laut Memorial bezweckt die Gesellschaft den Erwerb und den Betrieb von Arbeiterheimen sowie von sämtlichen Unternehmungen, die die soziale und wirtschaftliche Förderung des Arbeiterstandes betreffen.

2 Tage später erwarb die neue Gesellschaft ein in der Industriestraße Nr. 39 und 41 gelegenes Immöbel, um dorthin die Zentrale des Werkes Arbeiterwohl zu verlegen.

Außer dieser Gesellschaft, der lediglich die kommerziellen und finanziellen Angelegenheiten obliegen, besteht der Verein "Arbeiterwohl". Aktive Mitglieder können werden: alle Mitglieder der kath. Männervereine und zwar kostenlos, - dann solche Arbeiter, die noch nicht organisiert sind oder vorübergehend in Esch weilen gegen einen Jahresbeitrag von 5 Franken.
Gönner - Ehrenmitglieder können alle Katholiken werden, die Interesse für das Werk entgegenbringen und einen jährlichen Mindestbeitrag von 25.- Fr. entrichten. (Postscheckkonto Arbeiterwohl Nr. 2215.)

 Zweimal jährlich sollen aktive und Ehrenmitglieder sich versammeln und an Hand von Berichten sich aussprechen über Ziel und Ausbau der Bewegung. Außer dieser Aussprache haben diese Versammlungen noch eine andere Bedeutung: sie tragen bei zur gegenseitigen Verständigung der einzelnen Klassen.
Um seinen Mitgliedern auf materiellem, geistigem und moralischem Gebiet zu helfen, hat „Arbeiterwohl“ ein Sekretariat, ein Arbeiterheim und eine Wohnungsvermittlung in seinem Immöbel Industriestraße 39 eingerichtet.
Das Büro, die Zentrale des christlichen Arbeitsbundes von Esch, ist werktags geöffnet von 4-6 Uhr und erteilt Auskunft in beruflichen, sozialen und Rechtsfragen. Bittschriften und Gesuche und alle den christlichen Arbeitsbund betreffenden Angelegenheiten werden dort erledigt. Das Büro hat Telephonanschluß unter Nummer 866. Bei dringenden Fällen, wenn das Büro nicht geöffnet, wende man sich Prinzenring Nr. 7, Telephon 171.

Der Foyer besteht aus zwei freundlich eingerichteten Räumen: dem Lesezimmer und dem Spielsaal. In diesen Räumen ist Gelegenheit gegeben zum Schreiben; Zeitungen und illustrierte Zeitschriften liegen auf; Gesellschaftsspiele aller Art und ein Tischkegelspiel sorgen für Geselligkeit. Auch gebastelt kann dort werden - Modelle werden gratis geliefert. Das Arbeiterheim ist geöffnet von nachmittags 4 Uhr bis abends 10 Uhr. Montags werden dort von 6-7 Uhr nachm. durch eine Wanderbibliothek Bücher ausgeliehen. Jeden Mittwoch ist um 8 Uhr eine Konferenz mit anschließender Diskussion. Diese Plaudereien werden hauptsächlich die den Arbeiter interessierenden Fragen behandeln.
Freitags findet um 8 Uhr ein Kursus im geometrischen- und Fachzeichnen statt.

Samstags und jeden Abend nach der Löhnung werden von 6-7 Uhr Spargelder, die 5,5% Zinsen tragen, entgegen genommen.

"Arbeiterwohl“ will vor allen Dingen auch den zuziehenden Arbeitern gute Kost und anständige Schlafstellen besorgen. Wir bitten daher die nach Esch abwandernden Arbeiter sich an das Büro "Arbeiterwohl zu wenden, wo ein Vermittlungsdienst für Kost und Wohnung eingerichtet ist. Bereits drei Kost- und Logierhäuser sind "Arbeiterwohl" angegliedert und andere werden noch folgen.
„Arbeiterwohl will zwei Sachen: Christianisierung der Arbeiter, indem es dafür sorgt, daß das Milieu, in dem die Arbeiter sich bewegen, gesund und christlich ist; Zusammenarbeit und nicht nebeneinander Arbeiten der verschiedenen Organisationen.

Es geht um Vieles; es gilt vor allem die jugendlichen Arbeiter den atheistischen Kreisen nicht auszuliefern, und deshalb soll jeder mithelfen, wo und wie er kann. Der Vorstand.

(LW: 13.11.1930)